Nach 36 Jahren keine Ausstellungen im Kahnweilerhaus mehr


Seitdem sich der Arbeitskreis Kahnweilerhaus im September 1985 auf Initiative der damaligen Stadtbeigeordneten Luise Busch gegründet hatte, wurden jährlich zwischen vier und sechs Ausstellungen im Kahnweilerhaus gezeigt. Ursprünglich fanden diese Ausstellungen nur anlässlich der Stadtfeste statt, später dann auch während des ganzen Jahres. Die Künstlerinnen und Künstler kamen nicht nur aus Deutschland, sondern gelegentlich auch aus Frankreich und zeigten Malerei, Zeichnungen, Grafiken, Enkaustiken, Skulpturen, Plastiken, darunter auch Großplastiken, die im Hof des Kahnweilerhauses aufgestellt werden mussten, weil sie in die Räumlichkeiten nicht gepasst hätten. Auch Glaskunst war gelegentlich hier zu sehen, ebenso wie Scherenschnitte, Fotografien und unterschiedliche Installationen. Oft fanden vor den Ausstellungen Atelierbesuche des Arbeitskreises bei den entsprechenden Künstlerinnen und Künstlern statt. Manche Vernissagen wurden musikalisch umrahmt, einige durch szenische Darstellungen aufgelockert oder als Dialoge gestaltet. Im Jahre 2013 lautete der Titel der 1. Ausstellung „Die Entstehung der Farben und die Anwendung in der Kunst“ im Rahmen einer Ausstellungsreihe mehrerer Museen im Donnersbergkreis. Malerinnen und Maler aus der französischen Partnerstadt Rognac zeigten hier schon ihre Werke und solche aus Rockenhausen und Umgebung hatten im Gegenzug eine Ausstellung in Rognac. Auch mit der Partnerstadt Krk in Kroatien hatte man einen solchen Austausch. Während der letzten Jahre musste die Vernissage coronabedingt öfter im Hof des Kahnweilerhauses stattfinden. Im Juli 2004 zeigten die Teilnehmer des Holzbildhauer-Symposions im Rahmen der Ausstellung „Inside-out - im kleinen Format“ Kleinplastiken, Modelle und Zeichnungen im Kahnweilerhaus. An die „Hommage an KAHNWEILER“ im Jahre 1999 erinnern heute noch einige Kunstwerke, die die Künstler dem Haus überlassen haben. Im gleichen Jahr zeigte der Düsseldorfer Fotograf Mayer Fotos von Daniel Henry Kahnweiler, seiner Wohnung, der Galerie und seinem Wochenendhaus, von denen er einige nach der Ausstellung dem Kahnweilerhaus überließ. Eine Finissage im Anschluss an den Abbau der letzten Ausstellung eines Jahres wurde im Jahr 1998 eingeführt. Das Angebot fand allerdings kein besonderes Interesse und so wurde es bald wieder aufgegeben. Briefe von Kandinsky und Franz Marc an Kahnweiler mit der Bitte um Radierungen von Picasso und anderen Kubisten für eine Ausstellung des „Blauen Reiters“ in München wurden 1997 in der Bücherei im Kahnweilerhaus entdeckt und ausgestellt. Im gleichen Jahr wurde auch der Wettbewerb für Kunststudenten und Schüler „Variationen zur Zahl 1100“ durchgeführt. Vor allem im Winterhalbjahr fanden seit 1986 immer wieder Fahrten zu großen Ausstellungen statt, wie etwa zur Kahnweiler-Ausstellung in Düsseldorf, zur Juan Gris-Ausstellung in Stuttgart oder zur Paul Cézanne-Ausstellung in Tübingen. Das anlässlich der „Nacht der  Museen“ im Hof des Kahnweilerhauses eingerichtete Café besteht heute noch fort und bietet die Möglichkeit, zusammen mit dem Café während des Kunsthandwerkermarktes, das der Arbeitskreis mit dem Freundeskreis Rognac zusammen betreibt, die Finanzen des Arbeitskreises jedes Jahr etwas aufzubessern.

Ein solcher Rückblick auf die vergangenen 36 Jahre seit der Gründung des Arbeitskreises Kahnweilerhaus darf nicht abgeschlossen werden, ohne derer zu gedenken, die hier mitgearbeitet haben und inzwischen verstorben sind: Ingrid Rittmann, Harald Frech und Helga Wittig waren lange Zeit im Arbeitskreis aktiv.

Immer wieder hat der Arbeitskreis in den zurückliegenden Jahren zu einem Kunstwochenende in Paris eingeladen und bei der Gelegenheit die dortigen bedeutenden Ausstellungen besucht und gelegentlich auch eine Begegnung mit Madame Louise Leiris gehabt oder die Donation Louise Leiris im Centre Pompidou besucht, wo die Werke zu besichtigen sind, die von der Galerie an den französischen Staat als Erbschaftssteuer zu entrichten waren. Im Jahre 2004 besuchte die Nordpfälzer Reisegruppe bei der Gelegenheit auch das Städtchen Boulogne-Billancourt. Im dortigen „Museum der 30er Jahre“ konnte man eine Reihe von Erinnerungsstücken an den berühmten Kunsthändler besichtigen.

Im Rahmen der „Gespräche im Kahnweilerhaus“ wurde hier im Oktober 2002 der Film „Werner Spieß, eine Karriere in Paris“ gezeigt, sozusagen als Einführung zu dem Vortrag, den der berühmte ehemalige Direktor des Centre Pompidou in Paris drei Wochen später hier zum Thema „Kahnweiler, Augenzeuge und Vermittler“ gehalten hat. Der inzwischen verstorbene Maler Hermann Schmidt-Schmied, der auch einige Jahre in Schönborn gelebt hat, erzählte im Rahmen dieser „Gespräche“, wie er als Stipendiat in den 1950er Jahren sowohl Kahnweiler als auch Picasso in Südfrankreich persönlich kennengelernt hat und plauderte dabei ein wenig aus dem Nähkästchen.

In den vergangenen 36 Jahren ist das Kahnweilerhaus in Rockenhausen und darüber hinaus zu einem Begriff geworden und es bleibt zu hoffen, dass es auch nach der Renovierung in diesem Sinne weitergeführt werden kann.

Text: Egon Busch